Anders und ich kuschelten uns unter die Decke und machten Löffelchen. Nach einer Weile stieß Anders mich an. „Du Bobäle, ich kann nicht schlafen. Und so müd bin ich auch nicht. Und Du?“ Als ich nicht sofort reagierte hakte er nach, „Weißt Du warum ich Dir gesagt hab, Du sollt Dir den Po waschen?“ er fing an zu kichern? !Weißt Du’s wirklich nicht, nein?“ Er richtete sich etwas und küsste mich aufs Ohr, „Wir wollten doch das probieren, von dem Alies gesagt hat, dass es noch besser ist als wixen.“ Er wartete auf meine Reaktion und flüsterte mir dann zu, „Du musst mir deinen Spitz in das Poloch stecken und ich Dir dann meinen in Deins, Bobäle. Willst Du? Ich tät’s gern probiern.“ Da war ich plötzlich wieder munter, „Ich bin auch ganz neugierig wie das ist. Zu Hause hat mir Helmes gesagt, er mad das , wenn Kalle ihm seinen Spitz ins Löchle rein steckt und fest drauf losrammelt. Aber es tät weh, wenn Kalle ihm das Löchle mit Melkfett einschmiert.“ „Von Melkfett hat Alies nichts gesagt! Vielleicht hat er auch geschwindelt und er hat er‘s nie gemacht. Mit wem auch, der hat doch keinen Freund. Mit mir jedenfalls nicht!“ „Melkfett hab ich nicht mitgebracht, aber Fettcrem.“ Und sprang aus dem Bett, „Wart ich hol die schnell!“
Als ich zurück aufs Bett kletterte, wartete Anders schon auf mich. Er hatte sich niedergekniet, streckte den Po in die Luft und stützte sich mit den Armen auf. „Mach schon, ich hin ganz neugierig wie das ist. Schmier mir das Löchle gut ein und Dein Spitzle auch!“ Dabei schaute er über die Schulter und beobachtete genau was ich machte. Ich drückte einen lange Strang Creme in die Ritze zwischen Anders‘ Pobacken und begann dann mit dem Zeigefinger das Löchle zu suchen. Ich fand es und schmierte es dick ein.
Ich hatte Anders Po noch nie gesehen. Jetzt staunte ich. Anders hatte schon einige Haare unter den Armen und um sein Bubespitzle war ein richtiger Haarwald. Vor dort zog sich eine feine Haarlinie bis zu seinem Löchle und weiter hinauf. Um das Löchle aber waren die Haare länger. Sie bildeten einen richtigen Kranz drum herum. Ich hatte keine Haare unter den Achseln und vom Po wusste ich nicht einmal, dass dort welche wachsen würden. Ich fuhr also schnell mit einem Finger in meine Ritze, aber dort konnte ich kein Härchen ertasten „Du hast ja Haare ums Poloch, Anders. Das sieht ganz lustig aus. Ich bin dort bestimmt noch ganz kahl.“ Vorsichtig begann ich mit einem Finger in der Ritze auf- und abzufahren. Anders wurde plötzlich ganz wuschelig, „Kriegst Du auch noch, wart nur!, Aber jetzt steck mir doch endlich einen Finger rein, ich will wissen wie das ist. Ich will wissen ob's weh tut.“
Ich begann vorsichtig meinen Mittelfinger ins Löchle von Anders zu drücken. Der Schließmuskel gab erst nicht nach. Ich drückte und drückte und plötzlich rutsche die Fingerkuppe rein, dann flutschte mein Finger bis zum ersten Knöchel und dann fast ganz rein. Anders protestierte nicht, also tat‘s ihm nicht weh. „Das war nicht so einfach, Anders. Hast Du das Loch zugeklemmt?“ „Kann sein, aber ohne dass ich's wollte.“„Tut's weh?“ erkundigte ich mich, „Was soll ich jetzt probieren.“
„Fahr ein paar Mal mit dem Finger rein und raus, dass ich mich dran gewöhne! Mach als würdest Du mich mit dem Finger rammeln.“ Anders konzentrierte sich jetzt auf das was ich da hinten machte. Nach einigen Augenblicken hatte er sich auf das sanfte Hin und Her Zeigefinger gewöhnt und kicherte. „Jetzt mach's mit dem Spitzle. Ich wart schon. Alies hat recht, das ist gut.“
Ich schmierte meinen Spitz jetzt dick mit Fettcrem, drückte dann meine Eichel auf sein Löchle und versuchte ihn dann hineinzudrücken. Zunächst rutschte ich ab und glitt mit dem Spitz nur im Ritz zwischen den Pobacken rauf und runter. Dann nahm ich die Hand zu Hilfe und setzte die Eichel noch aufs Löchle und drückte. Aber mein Spitzle war zu dick! Ich kriegte nicht einmal das spitzeste Stückchen der Eichel rein. Anders schaute neugierig zurück. „Macht nix! Reib halt‘s Spitzle im Ritz hin und her, so wie geschtern!“
Ich rammelte los. Bald konnte ich nicht anders, vor zurück, vor zurück, immer schneller. Plötzlich fühlte ich, dass der weiße Saft herausspritzte. Ich kam und kam und kam. Ich spritzte wie nie zuvor. Anders spürte, dass ich plötzlich aufhörte zu stoßen, dass mein Spitz dicker und dicker wurde und dass der weiße Saft ihn auf seinen Rücken schoss. Plötzlich sackte ich auf Anders‘ Rücken zusammen und atmete schwer. Ich konnte nichts sagen! Anders jedoch drehte den Kopf zu mir und begann mich zu küssen. „Des war toll, auch wenn D‘net drin warst. Aber jezet bin ich dran, Bobäle, ich kann nimmer warte!“
Ich wollte mich hinknien, doch stieß Anders mich auf die Matratze zurück. „Du bist bestimmt jetzt müd. Hier ich schieb dir‘s Kissen underm Bauch, dann steht Dein Po richtig hoch und Du kannst Dich ausruhn, während ich Dich ramml.“
Doch bevor mir Anders die Creme zwischen den Pobacken verteilte, drückte er sie auseinander bis er das runzlige, rötliche Löchle genau sehen konnte. Vorsichtig leckte er mit der Zungenspitze die feinen Hautfalten ums den Eingang. „Du hascht wirklich keine Haar drum rum.“ Bestätigte er mich, dann aber schleckte er los. „Du schmeckscht lecker, Bobäle. Dei Löchle schmeckt g‘nau so lecker wie Du.“ Dann merkte ich, wie er seine Nase tief in die Poritze steckte und schnupperte. „Du riescht auch lecker Bobäle, nach Seif, aber au wieder wie Du!“ Ich musste kichern „Bist Du ein Hündchen?“ „Ach Bobäle Du schmeckst so gut und Du riechst so gut! Ich könnte Dich den ganzen Tag ablecken und an Dir schnuppern. Nicht nur am Po sondern überall.“
Dann machte Anders die Cremetube auf und drückte einen großen Klecks heraus, „Dein Löchle sieht fast aus wie ein Rös’le. Aber jetzt mach ich’s ganz fettig, dann flutschs rei!“ Danach drückte er seinen Zeigefinger ins Löchle und als der leicht hineinging, steckte er ihn so tief rein, wie er nur konnte. „Macht‘s Spaß Bobäle? Macht‘s Dir soviel Spaß wie mir au?“ Dabei begann er erst langsam, dann immer mit dem Zeigefinger rein und raus zufahren. Langsam gewöhnte ich mich daran, doch als Anders mit seinem Spitz in mich eindringen wollte, protestierte ich, „Nein, nein, das tut weh!“ Ich drehte den Kopf und sah, dass Anders‘ Spitz schon ganz geschwollen war und die Eichel rot aus der Vorhaut heraus guckte. Anders probierte es nochmals und dann ein drittes Mal. Dann gab er auf. „Weist was Bobäle, jetzt drückscht die Oberschenkel ganz fest z‘samme und ich steck mein Spitzle zwische und ramml Dich so.“
Anders rammelte mich richtig hart. Als er spritzte, schoss seine Wixe aufs Kissen unter meinem Bauch. Sie mischte sich dort mit meiner Wixe, denn ich war ein zweite Mal gekommen. Danach drückten wir uns fest aneinander und waren im Nu wieder eingeschlafen. Als wir aufwachten, schien die Sonne schon ins Fenster. Wir standen auf und rannten nebeneinander die Treppe hinunter zum Bad.
Carlo sah die beiden mit steifen Spitzchen voran im Bad verschwinden. Er pfiff durch die Zähne. Dann schüttelte er den Kopf und rief ihnen hinterher „Setzt nicht wieder alles unter Wasser wie gestern und braucht nicht alles warme Wasser auf, Paul muss auch noch duschen!“ Als ein lautes „Ja“ ertönt, fügte er noch rasch hinzu. „Es gibt Sachen, die kleine Jungen im Bad nicht machen sollen, verstanden!“ „Dann machen wir halt was anderes! Ätsch!“ Wir kamen aber so schnell wieder aus dem Bad, dass Carlo davon ausgehen konnte, dass wir unsere Wasserschlacht vom Vortag nicht fortgesetzt hatten.
Während Carlo das Frühstück bereitete, schmunzelte er, da ihm der Abend vorher einfiel. Am vergangenen Abend kurz vor dem Einschlummern waren, hatte Pollux und ihn das laute Quietschen der Matratze im Nebenzimmer wieder hellwach gemacht. Als sie dann durch die Wand hörten „Bobäle, das ist gut!“ ahnten sie was die drüben trieben. Carlo drehte sich zu Paul, „Weißt Du was die gerade machen?“ lachte er leise, „Die probieren gerade das, was wir in der Quarta auch immer am liebsten gemacht haben. Hör nur zu, Pollux!“ Als Madz und Anders bald darauf wie zwei glückliche Schweinchen quiekten, grinsten sich die beiden nur an. Doch dann hörten sie, dass Anders plötzlich sagte, „Du riechst so gut, Madz! Ich könnte den ganzen Tag an Dir schnuppern. Nicht nur am Po sondern überall.“ Jetzt konnte sich Paul nicht mehr beherrschen. Er zog Carlo die Bettdecke weg und der wusste sofort was der wollte. Er kniete sich hin, steckte ihm den Po entgegen und da sie gerade schon einmal gevögelt hatten, brauchten sie keine Gleitcrem mehr.
Kurze Zeit später sah er die beiden auch schon aus dem Bad kommen und die Treppe hinauf laufen. Als sie später angezogen und gekämmt vor ihm standen, musste er nur noch rufen, „Pollux, das Frühstück ist fertig. Mach schnell, unseren beiden Gästen knurren schon die Mägen.“
Beim Herunterkommen zum Frühstück versteckte ich das Buch vom Ritter Johannes de Montevilla hinter dem Rücken und legte es erst nach dem Frühstück auf den Tisch. „Castor und Pollux,“ sagte ich leise, „gestern habe ich doch noch etwas entdeckt. Nicht einen Goldschatz aber etwas viel schöneres, ein altes Buch.“ ich schnaufte nervös, „Beim Abfall im Weinkeller lag ein Päckchen und ich's habe es mitgenommen und oben im Zimmer aufgemacht. Ich wusste ja nicht was drin war.“
Anders war ganz aufgeregt, „Ein Buch war’s, es ist über 320 Jahre alt, das Buch! Schaut nur und wie komisch es geschrieben ist. Madz kann's entziffern, ich nicht. Können wir das Buch zusammen ansehen?“
Paul war nicht erstaunt, da er wusste, das Madz ein Finder war, der alles mitschleppte was ihm begegnete. Carlo jedoch war überrascht und weil er für das was hier passierte die Verantwortung trug, war vorsichtig. „Nicht so schnell Jungs! Wir sollten uns erst klar werden, ob Madz das Buch überhaupt behalten darf. Gefundene Sachen müssen abgegeben werden, jedenfalls wenn sie wertvoll sind. Alte Bücher können wertvoll sein.“
Anders, praktisch wie er veranlagt war, hakte sofort ein. „Wenn jemand so ein altes Buch weggeworfen hat, wollte er es doch loswerden. Also gehört es dem der's findet.“ Paul runzelte erst die Stirn und als er genug lange nachgedacht hatte , meinte er. „Wenn die Weinbauern die Wanne mit den alten Fassdauben und den anderen Sachen weggebracht und verbrannt hätten, wäre das Buch auch weg. Keiner hätte gewusst, dass es weg ist und keiner hätt’s vermisst! Es wäre für ewig weg gewesen! Madz darf‘s also behalten. Der verbrennt‘s bestimmt nicht!“
“Aber bist Du nicht auch der Meinung Pollux, dass wir vorsichtig sein müssen, weil es so alt ist?“ mahnte Carlo. „Wahrscheinlich hast Du recht, Castor, aber Anders hat auch recht. Madz hat‘s es gerettet, jetzt ist es sein‘s! Allerdings…!“
„Aber Carlo, warum hast Du Einwände!“ protestierte jetzt Anders, „Wenn bei uns in der Klasse so ein Problem auftaucht, stimmen wir demokratisch darüber ab! Das weißt Du doch als unser Schulkaplan.“ Dann schaute Anders von einem zum andern und hob die Hand, „Ich bin dafür, dass Madz es behalten darf!“ „Na ob eine Abstimmung in so einem Fall auch gilt, ich weiß nicht? Wenn Du den Schatz von Veit gefunden hättest, dann würde der Staat auch seinen Anteil fordern!“ wandte Carlo noch ein. Anders sprach sich natürlich dagegen aus, „Madz, geb ihm die Zeitung und das Ölpapier in dem das Buch eingewickelt war und Carlo gibst dem Staat. Dann hat der Staat seinen Anteil!“
Madz saß ganz betröpfelt dabei. Er hätte nie gedacht, dass es so kompliziert sei, wenn er etwas gefunden und mit nach Hause genommen hatte. „Ich nehm doch immer alles mit nach Hause, was ich finde, Federn, Knochen von Vögeln, weggeworfene Bücher. Warum darf ich nicht auch dieses alte Buch mitnehmen? Einmal hab ich sogar ein nagelneues Taschenmesser gefunden. Als sich herausstellte, dass es niemand vermisst, durft's ich behalten. Sogar Pfarrer Angler war damit einverstanden.“
„Lasst uns doch abstimmen! Sonst wird es noch Mittag und wir haben nichts entschieden!“
„Mittag? Oh Heiliger Sebastian, wieviel Uhr ist es! Um 11 Uhr ist Messe. Ihr beide kommt mit mir in die Kirche, Anders und Madz. Pollux Du Heide bleibst da und kochst! Du bist ja auch noch im Schlafanzug!“
Nach dem Mittagessen war das Schicksal des Buchs entschieden. Madz durfte es behalten, aber in Gondersdorf sollte es Paul aufbewahren. Bei der Entscheidung hatte auch Alies mit gestimmt. Der war kurz vor dem Mittagessen aufgetaucht, so als hätte er die Schnitzel gerochen, die in der Pfanne brieten. Er steuerte aber auch etwas zum Essen ein, nicht nur seinen Hunger, sondern eine Platte Kuchen und einen Topf Sahne.
Den Bauch voll Schnitzel, Kartoffelsalat und Nachtisch legte Anders seinen Arm um Madz‘ Schulter und drückte ihn ganz fest an sich. Als der müde vom Essen und der vergangenen Nacht zufrieden aufseufzte und die Augen schloss, gab ihm Anders einen Kuss auf die Nase. Das rief Schmunzeln bei Paul und Carlo hervor und Erstaunen bei Alies. „Brüderchen Andreas! Was ist mit Dir los? Hast Du Dich verliebt?“ Dann schaute er von Carlo zu Paul und dann von Paul zu Carlo, „Liebt ihr beide euch am Ende auch?“ als sie rot anliefen, der rothaarige Carlo sogar feuerrot wurde, lachte er, „Ich hab mir so etwas gleich gedacht, als ihr auf s'Babettle und s‘Bärbelle nicht so reagiert habt, wie ich dachte.“
„Wolltest Du uns mit Deinen Freundinnen verkuppeln? Dein Pech Alies, da Du kommst 15 Jahre zu spät. Wir sind schon zusammen seit wir in der Quarta waren.“ „Dann geh ich also wieder leer aus und dabei steh ich so auf roten Haaren.“ Er blinzelte dem Kaplan zu, „Ich häng's nicht an die große Glocke, wenn ihr‘s auch nicht tut wegen Anders und Madz!“ „Häng's auch nicht an die kleine Glocke!“ Carlo runzelte die Stirn und überlegte einen Moment, „Vielleicht versprech ich zu viel, aber ich kenn da noch einen Rotschopf. Der ist fast in Deinem Alter, Alies. Der könnt hier in Hallberg einen Freund brauchen.“ Er blinzelte kurz, „Ich versprech nichts, es kommt auf ihn an.“
Jetzt wurde Alies rot und stotterte, „Ich, ich hab doch gar nicht…..!“ „Blablabla! Ich seh Dir‘s ja an, Alies! Ich kenn mich aus.“ lachte Paul, der ahnte, dass Carlo auf seinen jüngeren Bruder anspielte. „Kommt Haakon nach? Was will der denn hier?“ „Er will von zu Haus weg. Er will Künstler werden aber unsre Alten bestehen drauf, dass zuvor sein Abitur macht. In der Stadt wird das nix! Zuviel Zerstreuung. Ich habe ihm im Internat zum nächsten Schuljahr eingeschrieben.“
Alies lauschte Carlo und Paul sichtlich neugierig, war aber auch verwirrt. „Andreas geht auch auf Internat, in die siebte Klasse. Die meisten sind intern. Wird Haakon im Internat wohnen oder zu hause, wie Anders? Im Internat wird er schnell Freunde finden.“
„Haakon! Alle nennen ihn Haaki, nicht Haakon. Also Haaki wird hier wohnen, jedenfalls vorerst.“ Dann schaute er Alies an, „Wie ich ihn kenn, braucht er dann einen, der ihn hier in Hallberg alles zeigt. Und das darf bestimmt nicht sein großer Bruder sein! Versuchs doch mal Alies, vielleicht wird’s ja was!“ Er blinzelte Alies dabei zu, der plötzlich ganz rot im Gesicht wurde und mit einer Hand in die Hosentasche griff.
Anders und ich waren inzwischen mit der Reisebeschreibung im Garten hinter dem Haus verschwunden. Versteckt im Schatten der großen Rotbuche begannen wir das Buch durchzublättern. Das erste Kapitel war den „Reisen durch das gelobte Land/Indien und Persien“ gewidmet. Der Text im veralteten Deutsch und der ungewohnten Schrift machte uns beim Lesen viel Mühe. Anders gab bald auf. „Blättern wir‘s erst durch, Madz. Als wir‘s Paul und Carlo gezeigt haben, sind mir Bilder aufgefallen. Lass uns die Bilder erst ansehen. Sonst wird’s langweilig.“
Ich schlug die Seiten vorsichtig herum. Die ersten Holzschnitte waren vom Rittern, Königen, Heiligen und von Moses, wie er die 10 Gebote auf dem Sinai erhält, von Christi Tod, von Stephanus, wie er gesteinigt wird.
Das erste Bild, das Anders wirklich fesselte, zeigte einen Mann, der nur ein Bein hatte. Das Bein war aber so groß wie der Mann selbst. Ich versuchte den Text daneben zu entziffern. „Man find auch in ethiopia manicherley leute. Ettlich habe einen fuss dez ist syben fuss preit und wenn sy wollen ruen so legen sy sich an den Ruecken und decke sich mit dem prayten fuss der gibt dann in schatten.“
Anders lachte auf. Er kringelte sich vor Lachen, warf sich vor der Bank, auf der wir saßen ins Gras, reckte einen Fuß und versuchte die Stellung des Äthiopiers nach zu machen. „Ich brauch alle zwei Beine! Meine sind zwar fast lang genug. Einer gibt nicht genug Schatten.“ Dann setzte er sich auf. „Madz, glaubst Du das ist wahr? In Reli habn wir über Äthiopien gesprochen, über die Christen dort. Aber auf den Bildern, die uns der Kaplan gezeigt hat, hatte jeder zwei Beine!“
Ich hatte inzwischen weitergeblättert. „Komm Anders, hier auf dem Holzschnitt ist ein Mann ohne Kopf, dafür hat er ein Gesicht auf der Brust. Das ist genau so komisch. Schau sein Gesicht ist so groß wie seine Brust breit und hat Augen, Nase und Mund aber keine Ohren.“ Anders lachte, schob sein Hemd hoch und begann vor mir zu tanzen, „Siehst du meine Augen“ dabei deutete er mit den Zeigefingern auf die Brustwarzen. Dann deutete er auf den Nabel, “Mein Mund ist zu klein Madz, ich werd bestimmt verhungern. Oh! Wo ist denn meine Nase?“ Er suchte die ganze Brust ab. Zum Schluss fasste er sich zwischen die Beine und verkündete glücklich, „Hier unten, ich hab ich sie! Zum Glück ist‘s Mai! Wenn‘s Winter wär und ich Schnupfen hätt, wär mein Hose ganz nass!“
Lachend setzte er sich wieder neben mich und deutete auf den Holzschnitt unten auf der Seite. „Guck, der Mann hat einen Kopf, aber keinen Mund. Er sieht aber gar nicht verhungert aus. Dass glaub ich dem Ritter Johannis nicht! Solche Menschen gibt es nicht!“
Ich blätterte weiter. Auf dem nächsten Bild, das wir genauer studierten war ein Baum. „Hier hängen ja Flughunde. Schau Madz!“ „Die sind aber seltsam. Wenn es Flughunde sind, dann haben sie Hörner.“ überlegte ich, „In dem Buch, das ich zu Hause habe, haben weder Flughunde noch Fledermäuse Hörner.“ „Das müssen andere Tiere sein! Lass mich mal lesen.“ Nach einigem Suchen fand ich den passenden Text dazu, „Casdylbe ist gar ein schoen landt und do seind baum dye tragten fruechte in der weiss als ein buechel. un ist auch dreiecket dann das es gross ist. Wenn dye fruechte czeptig werden das man sy von einander pricht, so findet man darjinnen ein tier das hat feysch unnd plut unnd ist eynem lemley gleich an der wollen und sy essen das obst unnd auch das tyyer das dann darjnnen wechst.“
„Einen Schafsbaum! Den gibst bestimmt nicht, Madz!“ Dann überlegte Anders einen Augenblick. „Du denkst bestimmt ich spinne Madz. Zu Hause habe ich auch so Ungeheuer, einen ganzen Tisch voll. Die mach ich aber selbst. Ich kleb sie aus zerbrochenen Spielzeug zusammen, aus kleinen Puppen, aus Plastiktieren, aus Autos, aus Material, das bei Alies anfällt, wenn er Radio, Fernseher und so etwas repariert, aus Dioden, Transistoren, Sicherungen, Schalter und Birnchen.“ „Ich kann mir diese Ungeheuer nicht vorstellen Anders. Aber warte, vielleicht doch, warte, ich bau manchmal auch Ungetüme, aber aus Hölzchen, Steinchen, Glasperlen und so was.“
„Ich erklär Dir, Madz, wie‘s dazu kam. Einmal hab einen Stofflöwen gefunden ohne Kopf und ohne Vorderbeine. Dem habe ich den Kopf einer kleinen Puppe aufgesetzt. Dem Kopf habe ich ganz große Augen aufgeklebt aus roten Transistoren. An Stelle der Beine hab ich dem Löwen Räder von einem Spielzeugauto anmontiert und außerdem Flügel von einem toten Spatz an den Rücken geklebt. Als nächstes hab ich eine kaputte Kuh gefunden. An Stelle des Kopfes hab ich ihr einen Adlerkopf aus Plastik angeklebt und ihr Flügel, die ich aus Pappe gemacht hab. Die beiden hab ich dann gegeneinander kämpfen lassen.“
Anders guckte mich neugierig und gleichzeitig ganz verschämt an, „Alies lacht immer über meine Kreaturen. Du spinnst sagt er, wenn ich ein neues Ungeheuer erfunden habe. Trotzdem mag er sie und erlaubt mir immer die elektrischen Bauteile zu nehmen, die er nicht mehr benötigt. Wenn er irgendwo Figuren findet, bringt er sie mit!“ Dann setzte leise hinzu, „Glaubst Du ich spinne, Bobäle?“
Ich schlug das Buch zu, legte es zur Seite und plötzlich konnte ich nicht anders. Ich legte ihm den Arm über die Schultern, „Zeigst Du mir Deine Kreaturen, Anders? Weißt Du, die alten Griechen kannten auch solche Ungetüme. Die haben sie Chimären genannt. Sie sah’n ganz grausig aus und waren so groß, dass sie Menschen fressen konnten. Da gab es Sphinxe, Harpyien, Hydras und Kentauren. Paul hat ein dickes Buch, da sind sie alle drin. Vielleicht kann er‘s einmal mitbringen!“
Plötzlich fragte Anders ganz schüchtern, „Du glaubst also, dass ich dass nicht ich spinne. Willst Du meine Phantasiegestalten sehen? Kommst Du mit.“
Die Vorderfront des Hauses in der Kirchgass lag in Schatten. In den drei Schaufenstern spiegelte sich der blaue Himmel. „Alois Bundschuh“, stand an oberen Rand auf jeder Schaufensterscheibe. Auf der ersten stand „Alois Bundschuh - Kurzwelle“ auf der zweiten „Alois Bundschuh - Langwelle“ und auf der dritten „Alois Bundschuh - Dauerwelle“. Ich musste lachen. Bundschuh, was für ein Name! Ich wusste gar nicht, dass der Familienname von Alois Bundschuh war und fragte daher Anders, „Heißt Du auch Bundschuh? Andreas Bundschuh? Und Du drei Brüder? Alle heißen Alois; also Alois I, Alois II und Alois III?“
„Drei Brüder?“, dann zündete meine Frage, „Nein, Alies wollt es so! Klingt nach mehr. Schließlich betreibt er drei Geschäfte, einen Fernsehladen, einen Plattenladen und einen Friseursalon!“ „Das mit dem Fernsehen und den Platten versteh ich ja, aber Friseur? Macht Alies Dauerwellen?“ Ich quetschte mir die Nase an dem ersten Schaufenster platt. Der Verkaufsraum war heute dunkel und ich konnte nur die Ausstellungstücke im Schaufenster sehen, Fernseher, Radios, Plattenspieler. „Quatsch! Die Dauerwellen machen s‘Babettle und s‘Bärbelle und Alois verkauft alles was du in den andern Räumen siehst.“ Anders deutete in die Schaufenster. „Auch was dazu gehört. Er repariert Fernseher und Radios und hilft den Leuten beim Aufstellen der Antennen! Alies kann alles!“ „Mensch ich beneide Dich! Du hast bestimmt auch einen Fernseher.“ „Ne, hab ich nicht, nur Alies hat einen. Aber jetzt komm ums Haus, es ist ganz schön heiß. Wir nehmen den Hintereingang ins Haus, den vom Garten her.“
Im Schatten des Hauses war ich inzwischen abgekühlt, jedoch klebte mir das verschwitzte Hemd noch auf dem Rücken. Im heißen Sonnenschein des Gartens trocknete es sofort wieder und ich war froh, als mich Anders ins Haus und in die Wohnung im ersten Stock führte.
„Magst Du was zu trinken, Sprudel, Saft oder Wasser?“ fragte er in der Küche. Der kalte Apfelsaft aus dem Kühlschrank tat gut und ich nahm mein halbvolles Glas mit unters Dach in Anders‘ Zimmer. Von dort ging der Ausblick aus dem Fenster über den großen Garten, der sich den Hang hinterzog bis hinüber zum Wald auf der anderen Talseite. Anders zog die Gardinen vor das Fenster, damit es durch den Luftzug von Treppenhaus her kühler werden konnte und zeigte mir den Tisch mit seinen Kreaturen. Ich war überrascht! Nicht nur der Löwe mit dem Puppenkopf und die Kuh mit dem Adlerkopf standen da, sondern im wilden Durcheinander vielleicht dreißig Monster von unterschiedlicher Größe. Von Zwergmonstern, kaum Daumen hoch, bis Riesenmonstern, die fast zwei Spannen hoch waren. Viele waren richtig lustig oder komisch, andere ernst und etwas gruselig.
„Nimm sie ruhig in der Hand, auch die mit den langen Zähnen. Keins beißt!“ Anders legte den Kopf schief, „Magst Du sie?“ Ich glaube eher er wollte fragen „Magst Du mich? Magst Du mich trotz der Figuren?“ Ich drehte mich um, schaute ihn voll an, „Du hast was Tolles gemacht. Mit Dir kann ich die ganze Welt reisen, wie der Ritter Johannes de Montevilla im Buch!“
Plötzlich spürte ich einen Arm um die Schultern und Alies sagte, „Auf das warte ich schon lange, dass Andreas einen Freund findet, der mit ihm um die Welt reist, Madz!“ Wann wandte er sich an Anders, den er den andern Arm um die Schultern gelegt hatte, „Ich wette, wenn Madz da ist, dann baust Du nur noch fröhliche Geschöpfe oder gar keine traurigen mehr und ihr erobert zusammen die Welt.“
Anders schaute seinen Halbbruder überrascht an. „Dann muss Madz aber nächstes Mal bei uns wohnen und nicht beim Kaplan. Wir richten ihm das kleine Zimmer neben meinem her!“ Dabei zeigte er auf die Tür in seinen Zimmer, die der Eingangstür gegenüber lag.
Ich war so überrascht, dass ich erst überlegen musste. „Meinst Du ich soll hier wohnen, wenn Paul mich mitbringt? Ladet ihr mich ein?“
„Klar! Aber zieh doch ganz her. Wir zwei haben doch viel Platz.“
„Anders, Anders, liebes Brüderchen, auch wenn Madz das möchte, seine Mutter erlaubt bestimmt nicht, dass er ganz zu uns zieht und Madz möchte doch auch bei seiner Mutter bleiben.“
„Er hat doch nicht einmal ein Zimmer für sich allein in Gondersdorf, schau nur!“ dabei deutet er auf Alies Zimmer, das auf der anderen Seite der Treppe lag und dessen Tür weit offen stand. Wir haben beide unser eigenes Zimmer. Madz braucht auch sein eigenes!“
Alies hatte sein Zimmer wie einen Wohnraum eingerichtet, nur das Bett in einer Nische, erinnerte, dass er hier auch die Nacht verbrachte. Neben dem Bett war das wichtigste, seine Amateurfunkanlage mit der er mit der ganzen Welt in Verbindung treten konnte. Daneben stand das zweitwichtigste, ein großer Fernseher. Den durfte Anders auch benützen, nicht so oft er wollte, aber fast immer.